Schützenfest Scheuen – Ein etwas anderer Bericht…

Nach dem Schützenfest ist vor dem Schützenfest. Wir freuen uns Jahr für Jahr auf unser eigenes Schützenfest. Aber was ist es eigentlich worauf wir uns so freuen? Auf’s Marschieren durch’s Dorf? Auf’s Feiern bis zum Abwinken?

Kurz vor unserem Fest habe ich einen Spruch gelesen. Ich war mal so frei ihn einfach so zu kopieren „Ich höre diese Kack-Hupe (Sorry ) und weiß: Es geht los, es ist schön zu Haus zu sein! Viel Spaß uns allen!“. Und ich denke genau das ist es…

Ein ganz normales Schützenfest…

Ich fahre am Dienstag zum Üben. Man kann schon die ersten Fahnen in der Schnuckendrift wehen sehen. Ein Grinsen kann ich mir nicht verkneifen – bald ist es endlich soweit.

Durch die neue Technik ist man stets auf dem Laufenden. Fotos vom Dekorieren des Ortschildes erreichen mich. Der „Herzlich Willkommen“ Banner hat ebenfalls seinen Platz gefunden. Auf Facebook ist die Vorfreude zu spüren, die Profilbilder bekommen reihenweise das „Achtung Schützenfest“ Logo. Jeder erfüllt selbstverständlich seine Aufgaben. Es werden Kuchen gebacken, Kränze gebunden, die Gärten werden auf Hochglanz poliert und die Zäune geschmückt. Die Birkenjäger haben fleißig Birken gesammelt und verteilt, sodass die Zäune auch standesgemäß ausgestattet werden können. Die Säbelgarde hat die Ehrenpforte in Position gebracht, das Tandem wird fit gemacht und die uns allen bekannte Hupe ertönt. Nun kann es losgehen.

Freitag Abend. Mit einem Kanonenschlag wird das Schützenfest eröffnet und wir beginnen mit dem Festessen. Wir lauschen verschiedenen Ehrungen, Reden und wir als Spielmannszug dürfen unser neuestes Stück präsentieren. Dann geht es weiter mit der Proklamation der ersten neuen Majestäten! Wir freuen uns am Freitag Abend mit einem neuen Freihandkönig und einem neuen Seniorenkönig.

Dann wird das Festzelt von allen Schützenschwestern und Schützenbrüdern völlig selbstverständlich umdekoriert und es folgt ein Ehrentanz. Unsere Freunde aus Hustedt warten schon aufgereiht vor dem Eingang und sobald sie einmarschieren wird fleißig gezählt. Denn in jedem Jahr versuchen sich unsere Dörfer zu übertrumpfen. Hustedt hat fleißig vorgelegt mit 63.. das muss man erstmal toppen. Das Hustedter Königspaar überreicht dem Scheuener Königspaar einen Blumenstrauß und es finden weitere Ehrentänze statt.

Anschließend ist die Tanzfläche freigegeben und wir feiern mit unseren Lieblings-Musikern Deep Passion die ganze Nacht ausgelassen. Kein Fest ohne Rudern auf dem Boden! Die letzten Gäste auf dem Zelt gehen dann oft noch zum Eierbraten, wer auch immer dann sein Haus gerade dafür her gibt.

Nach ein paar Stunden Schlaf, wird das Dorf wieder wach. Der Rasen wird nochmal gestutzt, verlorene Hüte, Krawatten oder andere Accessoires werden auf ihre Besitzer verteilt. Und jeder widmet sich wieder seinen Aufgaben… Wir als Spielmannszug schmücken z.B. morgens unseren Weckwagen. Andere holen Blumensträuße für die Majestäten. Die Sanis mischen schon mal die erste Ration Medizin zusammen, damit wir den Tag überstehen. Andere treffen sich zum Frühstücken und stärken sich gemeinsam für den anstehenden Marsch.

12:45, Antreten beim Gasthaus Krüger. Wir sammeln uns und da kommen sie auch schon um die Ecke – unsere Freunde die Musikkapelle aus Pfaffenhausen. Sie haben es sich nicht nehmen lassen uns auch in diesem Jahr zu unserem berühmt berüchtigten Schützenfest zu besuchen.

Die Spielgemeinschaft Groß Hehlen – Westercelle reist ebenfalls an und somit haben wir gleich 2 musikalische Unterstützungen für den heutigen Tag.

Die Sonne scheint – es kann gar nichts mehr schief gehen, nach einer kurzen Ansprache und der Aufgabenverteilung der diesjährigen Anwärter (bei uns kommt man nicht einfach so in die Schützenklasse mit 21… man muss sich erst beweisen), beginnen wir unseren Marsch durch’s Dorf. Als die Sonne sich plötzlich in starken Regen verwandelt, „laufen“ wir alle auf Manegolds Hof und verkriechen uns in die alte Scheune. Da hat Pfaffenhausen dann erstmal die Chance genutzt und eine tolle Polka angestimmt und der Regen war schnell vertrieben! Was für ein Sound in den alten Gemäuern!

Auf auf zu den Königshäusern! So verlief auch der restliche Marsch. Wir konnten uns beim nächsten Halt unter Bushaltestellen und Dächer retten. Nass bis auf die Knochen waren trotzdem die meisten von uns. 

Auf dem Festzelt angekommen, starten wir die Proklamation der neuen Kinder-, Jugend- und Juniorenmajestäten. Die Aufregung liegt in den Reihen unserer Jugendgruppe, es ist nicht zu übersehen. Viele Augen leuchten und viele kleine Könige warten auf „ihren“ Spruch.

Wir kommen im Laufe der Saison ja ein wenig rum und bekommen auch die ein oder andere Proklamation mit. Aber unsere Eigenen sind doch am Schönsten. Es wird ein Spruch für die neue Majestät gedichtet, und von Satz zu Satz kann man immer deutlicher erkennen, wer gleich mit Freudentränen nach vorne laufen wird. Ist der Name endlich genannt, jubelt das ganze Zelt und es wird mit einem Kanonenschlag besiegelt!

Wir haben seit dem Fest einen König in den grünen Reihen! Thorben von Bursy ist neuer Jugendkönig! 

Sind die Könige erstmal gekrönt, starten wir in den gemütlichen Nachmittag mit dem Kindertanz, dem Auftritt der Showtanzgruppe und einer Kaffeetafel. Danach hat wohl auch jeder so sein eigenes Ritual. Den Kuchen genießen, schnell nochmal frisch machen für den Abend…

Und dann wird es nochmal ernst.

19:45, Antreten am Dorfgemeinschaftshaus. Wir Marschieren auf zur Proklamation der neuen Damenbesten, des Vizekönigs und natürlich des Hauptkönigs! Man schaut in die Gesichter. Wem steht die Anspannung im Gesicht geschrieben? Wessen Rasen wurde heute Morgen noch gestutzt? Wer hat ins Schwarze gehalten? Wer wollte unbedingt König werden?

Und dann wird es genauso spannend gehalten wie bei unserer Jugend. Wir hören einen Spruch und munkeln. Auf wen passt dieser Spruch? Und dann ist es raus. Andi Manegold hat es geschafft! Er wollte nach genau 60 Jahren den Königsschuss seines Großvaters wiederholen und er hat es wahr gemacht! Einfach nur super! Als dann auch noch das Lied „One Moment in Time“ gespielt wurde und der Opa selbst die Königskette, die er einst getragen hatte, überreichen durfte, liefen bei Vielen die Tränen.

Nachdem alle Schützen ihren neuen Majestäten gratuliert haben, beginnt die zweite Party-Nacht. In diesem Jahr mit DJ. Es wird wieder gefeiert, dass der Boden bebt.

An der Schießbude wird ein „Kind“ (Kuscheltier!!!) ausgeschossen. Und anschließend wird die Sektbar zum Kreißsaal! Die Sanis werden gerufen und in diesem Jahr gab es gleich 2 werdende Mütter. Die Damenbeste und unsere Königin. Sie bekamen einen gesunden Pinguin und einen gesunden Mini-Yeti!

Die Könige laden die Damen in die Sektbar und die Herren an die Theke ein und wir feiern die ganze Nacht! Sobald die Musik verklingt gibt es auch an diesem frühen Morgen wieder ein Eierbraten, es ist feste Tradition geworden.

 

Sonntag Morgen, 5:30, Manegolds Hof. Wir treffen uns und starten so langsam unsere Tour mit dem Weckwagen durch’s Dorf. Doch halt. Während wir noch auf eintrudelnde Spielleute warten, fährt plötzlich wie selbstverständlich ein kleiner Golfwagen mit ruhiger Musik an uns vorbei. Verwundert schauen wir alle hinterher und denken uns nichts dabei. Wenige Minuten später fährt der gleiche Golfwagen wie selbstverständlich wieder in die andere Richtung an uns vorbei. Diesmal mit einem kleinen Planwagen im Gepäck. Sowas sieht man nur an Schützenfest und dieses allzu bekannte Grinsen steigt wieder ins Gesicht.

Wir starten unsere Tour über den Westerberg und der nächste Stopp ist bei den Sanis! Sie mischen die Medizin für den Sonntags-Umzug. Wie in jedem Jahr dürfen wir die noch nicht fertige Mischung mit abschmecken! Und dann wird’s auch gleich wärmer auf dem Wagen. Vom Ende der Straße sehen wir ein Schaf auf uns zu laufen. Aah… da kommt noch schnell eine Spielfrau auf den Wagen gesprungen, die gleich mal ein Schafsfell im Gepäck hat. (Es ist wirklich jedes Jahr sehr kalt auf dem Wagen.)

So bestreiten wir unsere Wecken-Tour durch’s Dorf. Wer durch unsere Stücke nicht wach wird, bekommt noch ein extra Weck-Kommando mit einer seehr lauten Hupe.

10 Uhr. Königsfrühstück. Wir begleiten die Majestäten musikalisch auf’s Zelt und frühstücken dann alle gemeinsam, während wieder verschiedene Ehrungen der einzelnen Gruppen vorgenommen werden. (Dort ist es immer lustig mit anzusehen.. „Wessen Augen fallen zu?“, „Wer hat heute Nacht nicht geschlafen?“) Es werden Reden gehalten und der Spieß trägt vor, wer sich im letzten Jahr so alles daneben benommen hat. Und – nicht zu vergessen – ein hart umkämpfter Titel fehlt noch! Es folgt die Proklamation des schwarzen Königs!

Die Musikkapelle Pfaffenhausen begleitet unser Frühstück musikalisch und wir hoffen, dass das auch noch ganz oft so toll funktioniert! An dieser Stelle nochmal ein riesen DANKE, dass ihr alle da wart!!! 

12 Uhr. Umzug durch’s Dorf zu den neuen Majestäten. Wir marschieren zu den Königshäusern, werden dort verpflegt und wir suchen uns schattige Plätzchen. Heute ist es nämlich richtig heiß und vom Regen kann man nur träumen.

Alles läuft wie immer. Es finden Ehrentänze statt und wir genießen den „lustigen Sonntag“. Als wir vom Hauptkönig zum Festplatz marschieren wollen, gibt’s aber noch eine Besonderheit. Wolfi wird das letzte Mal als Kommandeur mit einem Pferd vorweg reiten. Das wusste er nur noch nicht.

Kurz vorm Festplatz hört man uns durch die Reihen rufen „Locke-Preußens“ – und mit diesem Stück marschieren wir dann ein letztes Mal für dieses Jahr durch die Ehrenpforte direkt auf’s Zelt. Die letzten Töne sind schon gespielt, alle marschieren noch im Stand bis der Kommandeur ruft „Schützenumzuuuug – Halt“. Lautes Klackern der Schuhe ist zu hören und dann Stille. Die Anwärter haben ihre Aufgaben erfüllt und werden in die Schützenklasse übernommen, ein kurzes Lob an alle für die Disziplin bei den Umzügen und dann hören wir „Schützenverein – Stillgestanden“ „Zum gemütlichen Ausklang – Weggetreten“. Und das tun wir dann auch.

Ganz gemütlich wird auf das gelungene Fest angestoßen, hier und da nochmal unterhalten. Noch ein Fischbrötchen oder Bratwürstchen gegessen. Und gemütlich zusammen der Musik gelauscht, die den Ausklang begleitet. Die letzten Schützen, die kein Ende finden wollen, treffen sich noch irgendwo im Garten eines Freiwilligen. Aber irgendwann ist auch dieser Abend dann vorbei.

Nachts um halb 1 ist das letzte Mal die Hupe vom Tandem zu hören, die uns das ganze Wochenende begleitet hat und mit diesem gewissen Grinsen auf dem Gesicht schläft man ein!

Und wenn man dann morgens aus dem Babyphone geweckt wird mit „Ajajaja… Schützenfest in Scheuen“… dann weiß man – das war ein gelungenes Wochenende!

Für die Meisten ist klar, dass das fest nun vorbei ist. Aber das stimmt nicht so ganz.

Am Montag Morgen sind die Birkenjäger wieder fleißig unterwegs und holen die Birken wieder ab und es geht los mit dem „Rückbau“.

Montag Nachmittag. Wir treffen uns zum Aufhängen der Damenscheibe. Und die Damenbeste lädt ihre Damengruppe zum gemeinsamen Nachmittag bei sich zu Hause ein. Dort dauert es nicht lange und es werden Zettel und Stifte bereit gelegt. Und dann geht es los. Wir dichten für den Hauptkönig ein Lied.

Am Montag Abend sind dann die Schützenbrüder bereits beim Hauptkönig, unsere Damengruppe stößt dazu und wir tragen zur Begrüßung das eben gedichtete Lied vor! Es ist jedesmal ein riesen Spaß!

Auch diesen Abend verbringen wir gemütlich gemeinsam mit einer Bratwurst und Getränken in der Hand und mit dem Blick auf’s vergangene Wochenende.

Und das ist es… unser Schützenfest, was wir so lieben. Jeder hat seine Aufgaben, die er völlig selbstverständlich erledigt. Man sieht Leute, die man z.T. das ganze Jahr nicht sieht und feiert ausgelassen zusammen. Es ist normal, dass ein Tandem mit einer sehr lauten Hupe das ganze Wochenende über zu hören ist. Es ist normal, dass der Sportverein mit einer Mülltonne angefahren kommt, die als Musikbox dient. Es ist normal, dass ein Wagen durch’s schlafende Dorf fährt um alle aufzuwecken. Es ist normal, dass die Sanitäter morgens den Hauptkönig besuchen um ihm die Füße zu massieren, damit er fit ist für den Tag…  Und diese Harmonie miteinander ist einfach unbeschreiblich.

Es sind diese vielen kleinen Rituale, die dieses – unser – Fest so besonders machen! Und sie lassen einen spüren, dass man zu Hause ist.

 

Nadine Hoffmann, Spielmannszug Scheuen

 

Könige 2015

Schützenfest Sonntag

Schwarzer König/in

Schützenfest Samstag

Hauptkönig und Vizekönig

1. Ritter  Andreas Wussow

2. Ritter  Olaf Böhme

3. Ritter  Uwe Bühler

Damenbeste 2015

1. Ritter  Beate Lindner

2. Ritter  Jessica Müller

3. Ritter  Jutta Köhler

Jugendkönige

Schützenfest Freitag

Freihandkönig 2015

1. Ritter  Franziska Erdmann

2. Ritter  Kathrin von Bursy

3. Ritter  Fabian Wussow

Seniorenkönig 2015

1. Ritter  Detlef Wiedemeier

2. Ritter  Hermann Kramer

3. Ritter  Alfred Kobbe

Königsschießen

Das Königsschießen liegt hinter uns nun fiebern alle auf Freitag und Samstag